Im Blog findest du Beiträge zu kürzeren Touren und Overnightern, zu Ausrüstungsentscheidungen oder zu Themen wie Angst oder mentale Vorbereitung.
Grundsätzlich habe ich meine bewährte Ausrüstung mitgenommen – und daran zum Teil einige Anpassungen vorgenommen. Neu hinzu kam ein GPS – mehr über das alles berichte ich im Folgenden.
Zelt
Das Tarptent Notch ist mit den Wanderstöcken als Zeltstangen sicher nicht das perfekte Zelt für das schottische Klima und den Wind. Das wusste ich, wollte aber kein neues Zelt kaufen und hatte auch gerade kein passenderes in meiner Umgebung zum Ausleihen. Und ich kann sagen, es hat soweit performt. Auf Anraten von Lea (Instagram @lea_and_emmi) habe ich kleine Schlaufen innen am Aussenzelt sowie Schnüre mit Haken am Innenzelt befestigt, um das Innenzelt besser zu spannen. Für mich grobmotorige Person war das eine ziemliche Fummelei, aber ich habs fertig gebracht und es hat gehalten (ich musste nur eine Schnur nochmal neu annähen). In den meisten Nächten musste ich das Notch ganz tief abspannen, das heisst, die Wanderstöcke eingefahren, so dass ich auch die zusätzlichen Schlaufen unten am Aussenzelt direkt mit Heringen abstecken konnte – so hält das Zelt am besten dem Wind stand. Dafür ist das Design nicht gemacht und so hängt das Innenzelt noch mehr durch als sonst – hier kam die Anpassung gut zum Tragen. Dennoch nervte es auf Dauer, das Zelt immer so niedrig abspannen zu müssen, der Innenraum wird kleiner und man muss sich im Sitzen bücken, um noch mehr als nur gerade den Boden vor dem Zelt zu sehen, wenn man rausguckt. Dafür hats auch die paar wirklich ziemlich windigen Nächte mit über 60 km/h gut überstanden. Im Innenraum war es natürlich laut, aber meine Strategie war: Nochmal rausgehen und checken, dass die Heringe gut halten, dann Ohropax in die Ohren und mir und dem Zelt vertrauen, damit ich überhaupt ein bisschen Schlaf bekomme. Hier wäre sicher eine Tunnel- oder Geodät-Konstruktion dienlicher – aber wie gesagt: Das Notch hat sich – mit Einschränkungen beim Komfort – gut gehalten.
Das Tarptent Notch mit der Anpassung, die ich vorgenommen habe, damit das Innenzelt weniger durchhängt.
Quilt
Im Hammock Gear Quilt (-6 Grad) war mir in den meisten Nächten genug warm oder auch zu heiss. Zwar wurde es am Abend und in der Nacht frisch, aber natürlich nicht um den Nullpunkt. In einer Nacht war mir lange kalt, aber das lag daran, dass ich mit einigen anderen Leuten lange im Bothy geredet und dabei abgekühlt war – mein Fehler. Was sicher genützt hat: Vor meiner Abreise habe ich 100g Daune im Quilt ersetzt, da diese in den zwei Jahren und 70 Nächten doch ziemlich an Bauschkraft verloren hatte. Auch hier hatte ich die Idee und die Anleitung fürs Vorgehen von Lea – es geht besser, als man denkt, aber ja, ist Arbeit.
Rucksack
Mein Bonfus (Framus, 58l) kam tatsächlich mit dem Fassungsvermögen an seine Grenzen, wenn ich für 6 bis 7 Tage Essen laden musste. Das wäre nicht in jedem Fall nötig gewesen, es gab noch mehr Punkte, an die man sich Pakete schicken kann (siehe Informationen zum Trail). Der Rucksack hat wie gewohnt performt, allerdings kam ich stellenweise mit dem Gewicht über meine Komfortzone hinaus. Mit Essen für 7 Tage war ich bei 15 Kilo und das macht nicht wirklich Spass. Zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass ich als Highland Newbie wohl auch ein bisschen Knautschzone brauchte. Zum ersten Mal habe ich einen richtigen Liner eingesetzt (Nylofume Pack Liner) und bin sehr positiv überrascht. Dafür dass das Material sehr dünn und wenig reissfest wirkt, habe ich auch nach vier Wochen kein einziges Loch. Ich hätte mir den zweiten Liner im Versorgungspaket schenken können…
Der Bonfus Framus 58l.
Wasserdicht
Ehrlich gesagt, hätte man meinen Rucksack ins Wasser schmeissen können und es wäre nichts nass geworden. Während ich normalerweise einen Müllsack als Liner benutze und nur die wichtigsten Dinge (Schlafsack, Ersatzklamotten, Elektronik) in Drybags verstaue, habe ich diesmal ALLES in Drybags verstaut. Das war sehr sicher, aber auch relativ unbequem zu packen. Darauf würde ich bei einem nächsten Mal wohl verzichten und lieber zum Beispiel zwei Liner ineinander verwenden – das hat ein anderer Wanderer gemacht. Insgesamt hatte ich wohl fast ein Kilo an Drybags im Einsatz…
Was hingegen schlau war: Die Sachen, die ich normalerweise offen in den Aussentaschen mittrage – Sonnenhut, Handschuhe etc. – habe ich in einem Drybag verstaut und so ins Netz gestopft. Dadurch musste ich tagsüber den Rucksack nicht aufmachen und die Sachen wurden trotzdem nicht nass, das hat sich an den kalten und nassen Tagen gelohnt. Ersatzsocken, das zweite Paar Einlegesohlen, die Sonnencreme, die Elektrolyt-Tabletten, das Mücken-Kopfnetz, die Gamaschen, Regenhose etc. – alles fand in dem Drybag Platz. Snacks habe ich wie gehabt in die Tasche gestopft – denen tut der Regen meist ja nichts.
Kochen
Da ich tatsächlich damit rechnete, einmal bei einer Flussüberquerung zu stürzen, habe ich auch meine Küche wasserdicht verpackt. Dennoch misstraute ich dem Feuerzeug und probierte dafür etwas aus, was ich seit Jahren vor mir herschiebe: den Feuerstahl. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, eine Packung Sturmzündhölzer mitzunehmen, die man auch in nassem Zustand noch entzünden kann, aber deren wiederum wasserdichte Verpackung war einfach zu klobig. Also probierte ich auf dem Balkon aus, ob der Feuerstahl nass noch funktioniert. Stellt sich heraus: Ist der Stahl von einem Wasserfilm überzogen, kann kein Funke entstehen. Es reicht jedoch, den Stahl mit etwas Stoff abzuwischen und er funktioniert wieder. Das ging auch in Schottland wunderbar – ausser es windete zu fest. Da war ich froh, doch noch ein Backup Feuerzeug eingepackt zu haben…
Gas
Meiner Erfahrung nach benötige ich 10g Gas pro Tag – auch auf Wintertouren. Also rechnete ich damit, dass eine 230g Kartusche reichen sollte – in Ullapool (nach 250 von 400km) würde ich diese ersetzen können, falls nötig. Es stellte sich heraus, dass allerdings schon nach 200km das Gas zu Ende ging. Ich war irritiert, hatte jedoch Glück: Die Inhaberin des kleinen Ladens in Kinlochewe hat sich auf «hillwalkers» eingestellt und verkauft neben Trekkingmahlzeiten, Insektenspray und -netzen auch Gas. Auch die zweite 230g Kartusche brauchte ich bis am Ende fast auf. Der Grund: Der Wind. Selbst mit gutem Windschutz braucht es einfach mehr Gas, obwohl ich selten mehr machte als Wasser zu erhitzen.
Navigation
In Schottland ist es leichtsinnig, mit nur einem Navigationstool zu gehen, man braucht ein Backup. Nun hatte ich die Wahl zwischen Karte/Kompass und einem GPS. Nach reiflicher Überlegung entschied ich, dass es mir weniger Energie und Zeit und allenfalls Geld kostete, mich mit einem GPS anzufreunden. Das rief in meinem Umfeld einiges Entsetzen hervor. Man kann nicht nach Schottland ohne Karte und Kompass, sagte man mir. Da ich mich bin, zweifelte ich an mir. Geriet unter Druck – die Zeit lief mir davon. Selbst wenn ich mich noch mit Karte und Kompass auseinandersetzen würde – ich würde nicht das Kompetenzlevel erreichen, das ich mir beim GPS zutraute. Ich dachte daran, dass die Menschen in meinem Umfeld, die weit krassere Sachen machen als ich, auch auf ein GPS vertrauen. Und ich beschloss, meiner Entscheidung zu vertrauen. Gleichzeitig klopfte ich diese auf Schwachstellen ab und entdeckte noch einige. Ich würde also mit dem GPS navigieren und mein Handy als Backup benutzen. Das bedeutete, dass ich genug Batteriespeicher mitnehmen musste – und dass ich abends nicht am Handy hängen konnte, um runterzufahren. Ich entschied mich für 40'000 mAh (in 3 Powerbanks), dazu alle Kabel doppelt und am Ende sogar 2 Stecker (nur 1 Umstecker für Schottland), was sicher die aller-ALLER-sicherste Variante war. Eine Powerbank (10'000 mAh) blieb die ganzen vier Wochen in ihrem super-wasserdichten Sack – ich habe sie nie gebraucht. Praktisch war, fürs Aufladen auf Campingplätzen nur die kleine Powerbank über Nacht irgendwo hinter der Waschmaschine o.ä. einstecken zu müssen und nicht die grosse.
Zum GPS: Es hat mich viele Nerven gekostet, das einzurichten (ich konnte das Gerät ausleihen). Ich war mit einem Garmin 67i unterwegs, das neben der Navigation auch die inReach-Funktionen hat (SOS, Checkin-Nachrichten, Nachrichten als SMS und Wetterberichtabfragen). Im Gelände hat es gut funktioniert. Wenn ich sehr viel Navigieren musste, zum Beispiel, auf einer Höhenlinie bleiben, war es sehr umständlich – weil ich nur zwei Hände habe, aber zwei Stöcke und das GPS. Und im richtig herausfordernden Gelände konnte ich nicht nur mit einem Stock gehen. Dann hat mich nicht nur das Gelände verlangsamt, sondern auch das GPS, das ich zwar umgehängt hatte, das aber immer den Screen abschaltete, also stehen bleiben, GPS einschalten, orientieren, weiterlaufen etc. Wenn ich für die Planung eine bessere Übersicht brauchte oder mehr Verschiebung in der Karte und mehr Details, wechselte ich dafür aufs Handy. Es ist viel VIEL handlicher als das GPS, aber halt auch anfälliger.
Fazit: Es ist sicher sinnvoll, die grundlegenden Fähigkeiten des Navigierens mit Karte und Kompass zu haben. Dennoch würde ich mich wieder so entscheiden. Gerade unter wirklich schlechten Bedingungen (viel Wind, viel Regen, komplettes Whiteout, also kaum mehr Sichtweite als rund um die Füsse) stelle ich es mir sehr frustrierend vor, mit Karte und Kompass zu navigieren. Aber ich muss sagen, unterwegs habe ich niemanden ohne Karte angetroffen. Was ich nicht einschätzen kann ist, wie kompetent die Menschen im Umgang damit wirklich waren.
Fazit II: Leider war mein Kompass (den ich dann doch mitgenommen habe) in den entscheidenden Situationen zuunterst im Rucksack. Was praktisch gewesen wäre: Mit dem GPS die Richtung bestimmen, den Kompass einstellen und sich daran orientieren und das GPS in grösseren Abständen hervornehmen zum Kontrollieren. Aber das kann ich beim nächsten Mal ausprobieren.
Fazit III: Ich habe fast jeden Tag einen Wetterbericht abgefragt. Vor allem, weil ich es konnte. Was mir auffiel: Während die Windrichtung in der Regel stimmte (sinnvolles Wissen beim Zelt aufstellen), war die Intensität immer zu niedrig. Garmin gab maximal 23 km/h an, der Wind war aber viel stärker. Das mag mit den Mikrobedingungen zu tun haben und in Meeresnähe auch mit dem Wind – da es praktisch keinen Windschutz gibt in der Landschaft, habe ich das Zelt immer niedrig und voll abgesteckt. Es lohnt sich, genug Heringe dabei zu haben, denn in der Landschaft bieten sich keine Alternativen (ausser manchmal Knochen) an, da es kaum Bäume gibt.
WC-Schaufel
Der schottische Boden ist in vielen Fällen moorig, das heisst, ein bisschen oder halb zerrottetes organisches Material, von vielen Wurzeln durchsetzt. Es dauerte immer ewig, dort mit meinem als WC-Schaufel dienenden Schneehering ein Loch zu buddeln. Hier wäre es sinnvoll, eine richtige Klo-Schaufel zu haben mit geschärften Kanten.