Im Blog findest du Beiträge zu kürzeren Touren und Overnightern, zu Ausrüstungsentscheidungen oder zu Themen wie Angst oder mentale Vorbereitung.
In Schottland würde voraussichtlich nass werden – Regen von oben, zu durchquerende Flüsse, das moorige Bogland. Entsprechend machte ich mir Gedanken und informierte mich bei anderen, die den Cape Wrath Trail gelaufen waren, welche Kleidung (für Ausrüstung siehe hier) sinnvoll ist. Ich selber habe tatsächlich vorwiegend gutes Wetter erlebt, mal sonnig und kalt mit Wind, mal sonnig und warm. Dennoch bin ich in meine Wanderung mit 36 Stunden Regen eingestiegen, hatte stundenlang nasse Schuhe und ich habe gesehen, wie reissend die eigentlich ganz friedlichen Bäche werden können. Spannend ist, dass sie nach 8 bis 12 Stunden plötzlich wieder zahm sind. Das ist eine wichtige Information, wenn man Regen aussitzen will.
Im Folgenden diskutiere ich verschiedene Punkte und notiere gleich meine Erfahrungen und Gedanken dazu.
Gamaschen
Gamaschen sind die absolute Standardausrüstung der «hillwalkers», wie die Wandernden in den Highlands genannt werden. Einheimische haben immer Gamaschen dabei und tragen sie auch oft. Ich habe meine Wandergamaschen im Zug meiner Reise ins Kaninchenloch «ultralight» schon lange verkauft und nun doch beschlossen, es noch einmal zu versuchen. Allerdings mit einer deutlich leichteren Variante von LACD (Ultralight WPB Gamasche, 100 Gramm). In Kombination mit meiner leichten Laufregenhose von Hoka, die in der Länge etwas knapp ist, haben sich die Gamaschen gut bewährt. Sie lassen sich über die Schuhe anziehen, halten gut und bei Nichtgebrauch lassen sie sich klein verpacken. Nach dem Regen habe ich sie an einigen Tagen noch getragen, gerade im buschigen Gelände wird die Hose dadurch nicht nass und vielleicht nützen die Gamaschen auch gegen Zecken, weil diese nicht zwischen Schuh und Hose reinschlüpfen können. An den warmen Tagen konnte ich die Gamaschen nicht tragen, meine Schienbeine schwitzten so fürchterlich darunter.
Fazit: Je nach Regenhose eine sinnvolle Kombi, ansonsten meines Erachtens nicht unbedingt nötig.
Regenhose
Am schlimmsten Regentag mit viel Wind in Spanien (GR1, 2023) hatte ich mir geschworen, sollte ich je in eine Region gehen, in der ich öfters Regen erwarten musste, würde ich eine leichte Regenhose kaufen und nicht mit dem Regenrock gehen. Gerade bei Wind wird man damit nämlich trotzdem ziemlich nass. Und während ich in Spanien die Unterschenkel mit Müllsäcken halbwegs trocken gehalten hatte, konnte ich mir das für Schottland nicht vorstellen. Ich entschied mich für eine leichte Laufregenhose von Hoka (136 Gramm). Sie hielt meine Hose trocken, wiegt nicht viel und am Waschtag konnte ich damit problemlos essen gehen. Allerdings ist sie in der Länge etwas kurz, deshalb waren die Gamaschen eine gute Kombi.
Fazit: Ich bin sehr zufrieden mit der leichten Regenhose und würde mich für eine ähnliche grundsätzlich regenreiche Gegend ein weiteres Mal wieder für sie und gegen einen Regenrock entscheiden.
Regenjacke
Während ich in Spanien mit einer leichten Regenjacke von Haglöfs (L.I.M., 200g) bei Regen von mehr als 30 Minuten so richtig nass wurde, konnte ich mir das für Schottland nicht vorstellen. Ich wusste, dass wenn ich mehrere Stunden im Regen laufen müsste und das mehrere Tage am Stück, dann wollte ich möglichst lange trocken bleiben. Da ich 3-Lagen-Regenjacken ebenfalls durch meinen Prozess hin zu Ultralight aus dem Schrank verbannt hatte, musste ich nun also wieder eine anschaffen. Sie wog mehr als das Doppelte (500g), aber ich war im Regen in jeder Sekunde glücklich, mich auf die Umgebung und auf den fordernden Weg zu konzentrieren und am Oberkörper trocken zu bleiben.
Fazit: Ich würde mich für einen ähnlichen Trail wieder für eine 3-Lagen-Regenjacke entscheiden, der Weg ist fordernd genug und bei Regen hat man stundenlang nasse Füsse, da ist ein trockener Oberkörper viel Wert.
Schuhe
Sarah von «fitforadventure» sagte in ihrem Ausrüstungsvideo zum Cape Wrath Trail einen wichtigen Satz: Entscheide dich für Schuhe, in denen du komfortabel mehrere Stunde mit nassen Füssen gehen kannst. Ich dachte an meine sehr nassen Füsse in Spanien in meinen Altra Olympus 5 mid – entschied mich trotzdem, noch einen Schuh auszuprobieren, den ich schon länger im Auge hatte: den ESC Forest Tracker von Vivo Barefoot. Interessanterweise ist Sarah den Cape Wrath Trail ebenfalls in diesem Schuh gegangen und war sehr begeistert. Ich machte zwei kurze Wanderungen (ca. 2h) entlang der Sense in der Nähe von Bern, bei der man immer wieder den Fluss furten muss. Natürlich ist es etwas unfair, den neuen ESC Forest Tracker mit dem älteren Altra zu vergleichen, aber was auffiel: Der ESC wurde etwas später nass, aber hielt das Wasser zurück. Ich lief also mit 500ml pro Schuh weiter, was durch den langen Schnitt des Schuhs sehr unpraktisch war, weil das Wasser immer zu den Zehen schwappte und wieder zurück, was den Fuss sehr schwer machte. Beim Altra fiel auf, dass sich beim Weiterlaufen am Trockenen ein Teil des Wassers durch die Falten, wo die Zunge festgemacht ist, wieder hinausdrückte. Am Ende entschied aber etwas anderes: Die Wanderung entlang der Sense findet praktisch nur auf Steinen statt. Und hier spürte ich den Vorteil des Altra mit seiner dicken Dämpfung sehr gut. In Schottland war ich mehrmals froh, mich so entschieden zu haben. Denn obwohl der Weg oft durch wegloses Bogland führt, tritt man erstaunlich oft auf Steine, denn oft ragen nur diese aus dem Wasser. Manchmal führt der Weg auch kilometerlang über harte Oberflächen (Steinplatten, Kieswege, Strasse).
Ich habe natürlich auch Wandernde in Trailrunningschuhen angetroffen. Für mich kam das nicht in Frage. Auf dem Cape Wrath Trail ist man oft weit weg von der Zivilisation, es gibt wenig Handyempfang und für Rettungskräfte ist die Anreise schwierig und bei schlechtem Wetter ev. nicht möglich. Das Gelände ist herausfordernd, und zwar nicht nur in den weglosen Passagen. Es ist ermüdend und Müdigkeit macht unaufmerksam. Verstauchte und geknickte Knöchel oder Schlimmeres kommen doch hin und wieder vor. Es kann sein, dass man stundenlang an einem ungemütlichen Ort auf Rettung warten muss. Das wars mir nicht wert, auch wenn ich kürzere Touren in der Schweiz öfters in Trailrunners mache.
Auch Wandernde in schweren, hohen Wanderstiefeln habe ich angetroffen (auch Einheimische). Das hat vielleicht Vorteile gerade im weglosen Gelände, weil der Fuss nicht so stark durchgebogen wird. Ich hatte manchmal etwas Probleme mit der Plantarsehne deswegen. Aber wie erwähnt gibt es auch etliche Kilometer auf harten Oberflächen und hier finde ich klassische Wanderstiefel zu hart, um angenehm zu gehen. Deshalb war ich sehr zufrieden mit dem Altra Olympus 5 mid, weil er im Prinzip ein Trailrunner mit einem längeren, aber weichen Schaft ist.
Fazit: Es lohnt sich, den geliebten Schuh auf seine Tauglichkeit beim stundenlangen Gehen in nassen Schuhen zu testen. Was man gleich mittesten kann: Wie verträgt es der Kopf, stundenlang in nassen Schuhen zu laufen? Denn das ist eine sinnvolle psychische Vorbereitung für Schottland. Mehr zur psychischen Vorbereitung findest du in einem anderen Blogbeitrag.
Altra Olympus 5 mid (links) und ESC Forest Tracker von Vivo Barefoot (rechts).
Handschuhe
Eigentlich wollte ich leichte wasserdichte Handschuhe anschaffen, aber ich habe keine gefunden. Also habe ich mich für die Goretex Infinium von GORE entschieden (36 Gramm) und damit gemischte Erfahrungen gemacht. An den kalten Tagen mit oder ohne Wind waren sie viel wert, weil ich immer mit Stöcken ging und die Hände wirklich sehr kalt wurden. Zum Teil sind mir auch die Finger aufgesprungen, das kenne ich von allen Wander- oder Radtouren bei Kälte. Bei Regen waren die Handschuhe natürlich rasch nass, haben die Hände aber immer noch einigermassen vor dem Auskühlen bewahrt – allerdings war es ziemlich nervig und unangenehm. Aber in den Läden sagte man mir, leichte wasserdichte Handschuhe gebe es nicht – denn leichte Handschuhe kommen aus dem Trailrunning und diese Personen bewegen sich wahrscheinlich schnell genug, dass die Hände nicht zu stark auskühlen. Im Skibereich gäbe es wasserdichte Handschuhe, aber die sind viel zu dick. Kurz hatte ich mir überlegt, wieder Putzhandschuhe mit Baumwollvlies mitzunehmen, wie ich sie früher manchmal beim Radfahren dabeihatte – konnte mich aber erinnern, dass ich das auch nicht so befriedigend fand.
Fazit: Ich würde auf jeden Fall wieder Handschuhe mitnehmen. Wenn es leichte, wasserdichte gäbe, wäre das perfekt.
Mütze/Stirnband/Buff
Ich habe praktisch die ganze Zeit einen Buff getragen und an den kalten Tagen einen zweiten als Stirnband/Teilmütze. Eine Mütze zum Schlafen gehört bei mir zur Standardausrüstung, weil mein Quilt keine Kapuze hat. Ich habe auch die meisten Nächte in Schottland mit der Mütze geschlafen, denn auch wenn die Tage manchmal ziemlich warm waren, kühlte es doch abends ziemlich runter und meist windete es auch. Und bekannterweise verliert man ja über den Kopf am meisten Wärme.
Fazit: Mütze und Buff gehören für mich immer mit dazu. Ausserdem habe ich mit dem Buff manchmal Bodenteilchen und Ästchen aus dem Wasser gefiltert (zum Kochen).
Socken und Einlegesohlen
Sarah von «fitforadventure» hatte erwähnt, dass sie drei Paar Socken tagsüber im Wechsel getragen hatte. Sie hat den Trail im August 2023 gemacht und hatte in der ersten Hälfte vor allem Regen. Ich reduzierte dies auf zwei Paar Socken für tagsüber (und ein Paar für nachts, das unter allen Umständen trocken bleiben musste und deshalb wirklich nur nachts zur Anwendung kam). Tatsächlich haben viele Einheimische kleine Wäscheleinen am Rucksack mit ein paar Klammern und oft bis zu vier Paar Socken dabei, die sie im Wechsel anziehen.
Fazit: Zwei oder mehr Paar Socken im Wechsel für tagsüber hat sich bewährt. Allerdings habe ich noch eine Ergänzung: Ein Freund hat mir empfohlen, ein zweites Paar Einlegesohlen mitzunehmen – er war ab Januar auf dem Nord-Süd-Trail in Deutschland unterwegs und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Diesen Rat habe ich befolgt und insgesamt aber die Einlegesohlen nicht so oft verwendet, schlicht weil ich in weniger als der Hälfte der Tage nasse Schuhe hatte. ABER: Trockene Socken und trockene Einlegesohlen machen einen riesigen Unterschied, wenn die Schuhe triefend nass sind. Einlegesohlen kann man tagsüber am Rucksack trocknen (wenn es nicht regnet, logo) oder über Nacht unter die Leggins an die Unterschenkel klemmen, um sie zu trocknen. Dazu kommt: Wenn man nur dann und wann eine Flussüberquerung und ansonsten keinen Regen hat, lohnt es sich, Socken und Einlegesohlen zu entfernen, in den Schuhen den Fluss zu durchqueren und danach – wie erwähnt – trockene Socken und Einlegesohlen zu geniessen.
Sandalen
Mir war klar, dass ich Flussdurchquerungen in den Schuhen machen würde und daher kein Paar «Wasserschuhe» mitnehmen würde. Was ich mir aber gewünscht hätte: Sandalen, um baden zu gehen. Denn ich war sehr oft baden, aber meine Füsse sind sehr empfindlich auf Steine und oft kommt man nur über sehr groben Kies oder grosse Steine ans Wasser und auch im Wasser ist es selten so tief, dass man richtig schwimmt. Ich habe aus Gewichtsgründen auf Sandalen verzichtet. Einmal habe ich mir die Ersatz-Einlegesohlen an die Füsse geschnürt, das funktionierte relativ gut, kann man aber noch perfektionieren.
Fazit: Irgend eine ganz leichte Form von Schuh hätte sich in meinem Fall bewährt. Auch im Bothy hätte ich sie nutzen können, statt in Plastiksäcken in meinen sehr nassen Schuhen herumzulaufen.
Einlegesohlen mit Bungee cord an die Füsse geschnallt. Kann man perfektionieren (da sie biegsam sind, schlappt der vordere Bereich im Wasser immer nach unten und klappt zurück, wenn man den Fuss aufsetzt).
Die restliche Kleidung hatte ich dabei wie üblich: 2 Paar Unterhosen, 1 BH sowie die Kleidung für nachts: lange Unterhose und langärmliges Shirt, Socken, warmer Buff, Mütze, T-Shirt. Letzteres wäre nicht unbedingt nötig gewesen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich so nochmal kältere Nächte abdecken kann – und am Waschtag hat man ein Shirt, das noch relativ sauber ist. Die Kleidung abgerundet haben ein Sonnenhut und ein Bandana, das ich als Duschtuch verwende – und an den ganz heissen Tagen auch mal nass um den Hals legte, um Überhitzung zu vermeiden. Denn nicht nur Windschatten ist in Schottland Mangelware, sondern auch Schatten. Ausserdem diente es mir als Kissenüberzug, damit ich nicht den Plastik des Drybags am Gesicht hatte.