Im Blog findest du Beiträge zu kürzeren Touren und Overnightern, zu Ausrüstungsentscheidungen oder zu Themen wie Angst oder mentale Vorbereitung.

Im schönsten Sonnenschein steige ich zwischen gelbgetupften Wiesen und schimmernd hellen Obstbäumen in voller Blüte auf die Rigi. Klo am Parkplatz auf einer Alp. Kleine Pause an einem wundervollen Aussichtsplatz mit Schutzhütte. Die schräg stehende Sonne lässt die Seen glänzen: Vierwaldstättersee, Zugersee, weit hinten der Sempachersee. Weit drüben die schroffen, noch beschneiten Berge.

An der Station Rigi Staffel geht die Dreiergruppe, die mich vor Kurzem überholt hat, nach Rigi Kulm weiter, für mich beginnt der Abstieg. Schuhe fester binden und los, durch schattige Gräben, zwischen Altschneeresten und Krokussen hindurch. Bei Sonnenuntergang findet ich auf einer Alp ein ebenes Plätzchen mit guter Sicht auf die Berge unter dem pfirsichfarbenen Himmel. 

 

  

 

Trail Magic - ein Geschenk des Wanderwegs

Abstieg im Morgengrauen, direkt aus dem Zelt in kurzer Hose. Die ersten Menschen kommen mir ab 7 Uhr entgegen, keuchend, ziehen eine Fahne aus Waschmittel hinter sich her. In ihren Blicken ein klein wenig Neugier. Aus dem Tal Kirchenglocken. Kuhglocken. Auf der Betonstrasse lasse ich die Landwirte mit ihren doppelbereiften Traktoren vorbei. Geruch nahc frisch gemähtem Gras. Die Autobahn rauscht. In Goldau Toilette am Bahnhof, dann Kaffee und Frühstück, Resupply.

Hinter Goldau ist das Gipfelkreuz auf dem Gnipen zu sehen. Schmale Waldpfade winden sich durch blühenden Bärlauch, später geht es über steile Wiesen hoch hoch hoch. Es ist Samstag und immer wieder ziehen Menschen in Turnschuhen und um die Hüften gebundenen Windjacken an mir vorbei. Ich muss jeden Schritt einfach höher setzen als den nächsten, sage ich mir. Wenn ich mich umdrehe, sehe ich die Rigi, den Zugersee, den Lauerzersee, die verschneiten Berge dahinter.

Eine Dreiergruppe spricht mich auf meinen Rucksack an, sie haben ähnliche zu hause. Ich freue mich, denke mir nichts dabei, sie sagen noch, bis später. Ich schaue auf ihre Tagesrucksäcke und denke, hm, wahrscheinlich nicht.

Auf dem Gnipen esse ich Teigwarensalat und ein Kohlrabi - ich versuche, auf kurzen Trips besser zu essen (weniger Ramen, weniger Zucker). Da taucht tatsächlich die Dreiergruppe auf! Sie haben abseits gepicknickt, da habe ich sie überholt. Gemeinsam laufen wir weiter, sie laden mich zu Eis und Getränk auf einer Hütte ein. Stellt sich heraus, sie sind den PCT und den Te Araroa gegangen! Gemeinsam steigen wir ab ins Tal, reden über Ausrüstung und Trails und Entscheidungen und Erlebnisse - und die 1000m runter schmelzen nur so dahin. Auch das ist trail magic!

 

 

Die Füsse laufen und laufen

Die Kirche ruft ihre Gläubigen, mich rufen die Berge. Zuerst 300m hoch, dann einige Kilometer etwas unspektakulär über gekieste und geteerte Strassen von Alp zu Alp. Zweimal stosse ich auf ein Hoflädeli mit Getränken und bin sehr dankbar. Mit Wasser soll es laut Karte heute und morgen nicht ganz leicht sein. Die Aussicht bleibt wundervoll auf die verschneiten Berge und zurück auf die Rigi, auf der ich am Anfang stand. Überraschend schnell nähere ich mich den Mythen, diesen massiven dunklen Zacken.

Als ich auf der Alp Zwischenmythen Pause mache, rütteln alle Personen, die vorbeikommen, an der Klotür. Sie ist und bleibt geschlossen. Wasser gibt es auch keines. Ein Mann sagt "I need to take a sh*t though" und ich frage mich, wie er das Problem jetzt löst. Und dass in wenigen Wochen die Alpsaison beginnt und man keinen menschlichen Hinterlassenschaften begegnen möchte. alle haben Durst, alle müssten aufs Klo und nichts hat geöffnet.

Ab der Holzegg gibt es Wasser zuhauf. Die grossen Schneeflecken an der Schattseite schmelzen, rund um mich herum gurgelt, sprudelt und tropft es. Auf einer kleinen Anhöhe eine Informationstafel: Naturschutzgebiet Ibergeregg. Oh nein! In sechs Kilometern Entfernung verlässt der Wanderweg den Perimeter für gut einen Kilometer, eine Alp. Dafür benötige ich in dem Gelände fast zweieinhalb Stunden. Die Information dämpft mich etwas, aber ich weiss seit meiner Spaniendurchquerung, was mein Körper und mein Geist können. Dennoch merke ich, wie ich langsamer werde. Die Tour ist als Saisonstart ohnehin schon streng!

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang schaffe ich es aus dem Naturschutzgebiet heraus. Drei Biker machen sich gerade auf die Abfahrt, was mich beruhigt. So habe ich die Schutzhütte mit Grillstelle ganz für mich alleine!

 

Mythen  

 

Kaffee in Einsiedeln

Die Nacht auf dem Tisch in der Schutzhütte ist durchwachsen. Um fünf sehe ich auf der App, dass es bald zu regnen beginne nsoll und finde bald im Licht meiner Stirnlampe den Weg von der exponierten Lage ins Tal hinunter. Scheuche einen Dachs auf, der sich grummelnd ins Unterholz verzieht. Ein bisschen regnet es tatsächlich. Grau schiebt sich der Sihlsee ins Bild, der Himmel dramatisch darüber. Dem Kloster entlang kommen mir die ersten Gassigeher und Joggerinnen entgegen - und ein Mönch in schwarzer Kutte, die Hände vor dem Bauch verschränkt, schreitet er gemessen dahin und grüsst laut und freundlich.

Vor der grossen Klosterkirche bläst ein Mann die wenigen Blätter auf den vielen breiten Treppenstufen weg. Bei Franzbrötchen und Milchkaffee sitze ich dem Stift gegenüber. Wer hier ins Cafe kommt, wird von der Kellnerin und den Gästen mit Namen begrüsst. Ich drücke mich in meinen Sessel, traue mich nicht, die Regenjacke auszuziehen, befürchte Hikermief. Es ist irgendwie komisch, morgens um 8 Uhr einen Trail zu beenden.

 

 

 

Fazit

Die Strecke ist von Wanderland Schweiz für fünf Tage geplant, aber vier sind gut machbar. Um die Aussicht auf die vielen Berge und Seen zu geniessen, sollte das Wetter gut sein. ausserdem ist man mehrmals auf exponierten Rücken unterwegs. Zwischen der Holzegg und Einsiedeln befindet sich das Naturschutzgebiet Ibergeregg, hier kann man nur eingeschränkt zelten (Tipp: Amslengschwänd). Im Frühling und Herbst sind die Alpen und Restaurants geschlossen, es sollte aber genügend Bäche geben. Der Weg besteht mehrheitlich aus Singletrails und Bewirtschaftungswegen. Teerabschnitte sind selten, hauptsächlich in den Ortschaften.

Der Hauptgewinn des Trails ist die Sicht auf die Berge und Seen, die einen fast immer begleiten. Von Küssnacht a. R. nach Einsiedeln ist m. E. die bessere Richtung: Man spart sich damit die steilen 1000m runter nach Küssnacht. Und Einsiedeln ist ein schöner Ort mit eindrücklichem Kloster und Schwarzer Maria. Fazit: Klare Empfehlung!

 

Mehr Informationen: www.wanderland.ch