Der GR1 «Sendero Histórico» führt auf 1284 Kilometern von Sant Martí d’Empúries an der Costa Brava (Mittelmeer) bis zum Pass Puerto de Tarna an der Grenze Baskenland/Asturien. Ich lief dann ca. 70 Kilometer weiter bis Ribadesella am kantabrischen Meer. Der Weg führt durch von Mittelmeer-Vegetation geprägte Mittelgebirge in Katalonien und Aragón, durch die landwirtschaftlichen Ebenen Navarras, schliesslich durchs hügelige Baskenland, dessen Buchenwälder an die Schweiz und die grossen Weiden mit Steinmauern an England erinnern und endet im Gebiet der «Picos de Europa», wo es zunehmend bergig wird.

Der Name «Sendero Histórico» bezieht sich darauf, dass der Trail entlang der Grenze zwischen dem ehemalisch maurisch und christlich besetzten Gebiet führt. Das zeigt sich an Überresten maurisch geprägter Architektur, verschiedenen Burgruinen und am Kloster Ripoll, das angelegt wurde, damit die christlich geprägte Bevölkerung von dort aus die Zone besiedeln und die maurischen Völker zurückdrängen konnte.

 

Auf dieser Seite findest du

  • eine Karte mit dem Verlauf des GR1

  • den Link zu einem Podcast, in dem ich von meiner Erfahrung erzählen durfte

  • die Beschreibung "Ein Tag auf dem GR1" aus dem internen Magazin meines Arbeitsgebers

  • viele nützliche Informationen zum GR1

  • Berichte, die ich von unterwegs nach Hause geschickt habe

  • Fotos und Ausschnitte aus meinen Reisetagebüchern

Mareike vom Podcast "Wanderwach & Kaffee" hat mich zum GR1 befragt, dazu wie mein Körper und meine Psyche die Wanderung mitmachten, was für mich die Unterschiede zum Wandern mit Unterkünften sind und wie es ist, wieder daheim zu sein. Für mich war es eine wundervolle Gelegenheit, von einer berührenden Erfahrung zu berichten.

"Ein Tag auf dem GR1" bietet einen Einblick in einen typischen Wandertag: Ich erzähle vom Aufstehen am Morgen, vom Zusammenpacken und nach einigen Kilometern Frühstücken, von der Hitze tagsüber, dem Wasser auffüllen, von der Dankbarkeit. Und ich erzähle von einem Moment der Angst, an dem ich jeglichen Mut zusammennehmen musste.

Informationen zum GR1

Wer den Führer von John Hayes kauft, kann sich den GPX-Track herunterladen. Meine Offline-Navigationsapp OSMAND kannte den Trail jedoch bereits. Differenzen zwischen den Varianten notierte ich mir entsprechend.

Ich empfehle ein digitales Navigationssystem (App, GPS) auf jeden Fall. Der Trail ist theoretisch markiert, die Unterschiede zwischen den Provinzen sind allerdings beträchtlich. Nur in Aragón kann man praktisch komplett ohne Hilfe laufen, der Weg ist so gut markiert und beschriftet. Das kam mir entgegen, da ich just in dieser Gegend mein Handykabel zerstörte und so drei Tage mit 90 Prozent Akku auskommen musste. In den anderen Provinzen gibt es manchmal Markierungen, oft nicht. An Weggabelungen mit mehreren Möglichkeiten fiel mir öfter auf, dass die richtige Abzweigung zwar markiert war, aber erst etwa 30 Meter nach der Gabelung. Hier kann man viel Zeit verlieren. Wenige Abschnitte sind sehr verwachsen oder anderweitig schwierig zu finden. Der Norweger (siehe Link unten) hatte keine App dabei und hat sich öfters verlaufen.

Im Baskenland folgte ich einer weiss-gelben Markierung, die jedoch ebenfalls nur sehr vereinzelt auftauchte. John Hayes hat hier 20 Kilometer zwischen Corconte und Reinosa ausgelassen, deshalb gibt es dafür im Führer nicht mal einen Routenvorschlag. Hier führt der Trail oft über riesige Weiden, auf denen die Navigation schwierig ist – als ich da war, war es oft neblig und ich hätte meinen Weg nicht gefunden. Ausserdem musste ich öfters Mutterkuhherden ausweichen und war froh, dass mich die App dennoch auf Kurs hielt.

Im westlichen Teil des Trails fand ich ca. alle drei Tage (75-100km) einen Supermarkt oder einen kleinen Dorfladen. Je östlicher ich kam, desto länger wurden die Distanzen zwischen den Resupply-Möglichkeiten. Manchmal fand ich überraschend eine Bäckerei oder Metzgerei, die auch noch wenige weitere «Dinge des täglichen Lebens» führten wie Wasser und Trockenprodukte, manchmal Obst. Meistens trug ich Essen für fünf Tage mit mir.

Supermärkte bieten natürlich mehr Möglichkeiten als kleine Dorfläden. Musste ich in letzteren einkaufen, dauert es manchmal ewig, bis ich die Möglichkeiten begutachtet, abgewägt und entschieden hatte. In grossen Supermärkten gibt es oft auch kleinere Packungen, z. B. feuchtes Toilettenpapier, Kaffee- oder Schokoladenpulver.

Achtung: Supermärkte haben oft sonntags und montags geschlossen.

Der Frühling 2023 war sehr heiss und trocken – die meisten Bäche waren ausgetrocknet. So war ich auf die öffentlichen Wasserhähne angewiesen, die es entlang des Wegs, in kleinen Dörfern etc. gibt. Auch wenn die Dörfer entweder verlassen oder nur saisonal bewohnt sind, gibt es oft Wasserhähne (z. B. beim Gemeindehaus, an Spielplätzen oder bei der Kirche). Manchmal funktionierten diese Hähne allerdings nicht oder sie waren mit Metall-Abbauprodukten verunreinigt (z. B. Grünspan). Dann behandelte ich das Wasser mit Micropur, oft trank ich es aber auch. In Bars kann man Wasser nachfüllen oder kaufen. Da ich sehr wenige Menschen angetroffen habe, habe ich auf das Fragen zum Wasser auffüllen verzichtet. Einmal nahm ich Wasser aus einem Stausee, das ziemlich stark verunreinigt aussah. Ich trug praktisch zu jedem Zeitpunkt zwei Liter mit mir – das hat gut funktioniert. Fand ich Wasser, trank ich 500ml bis 1 Liter und füllte dann die Flaschen auf. Das Thema hat mich stetig beschäftigt und bei der Planung der nächsten Tage markierte ich immer alle möglichen Wasserstellen. Meine Offline-Navigationsapp OSMAND zeigt Wasserstellen an, was gut funktioniert hat. Gerade in den eng verschachtelten alten Dörfern sind die Wasserhähne sonst schwierig zu finden. Ein einziges Mal trug ich vier Liter (meine maximale Kapazität) für zwei Tage. Da hatte ich mich jedoch für eine Variante entschieden (Link Blog Norweger), der offizielle Trail hätte ins Tal durch ein Dorf geführt, wo ich vermutlich Wasser hätte finden können.

Der Reiseführer-Autor John Hayes übernachtet durchwegs in Unterkünften. Dafür nimmt er aber bisweilen lange Tage bis 40km und grossen Organisationsaufwand mit sich. Er telefoniert viel, nimmt Taxis vom Trail zur Unterkunft und zurück.

Ich schlief ca. ein- bis zweimal in der Woche in einer Unterkunft, je nach Gegend. Diese fand ich praktisch ausschliesslich über booking.com, was die Kommunikation erleichtert.

Für meine Ruhetage fand ich meistens Zimmer für unter 80 Euro/Nacht, oft auch unter 65 Euro/Nacht. Manchmal zahlt man mit Einzelbelegung auch nur die Hälfte.

Wildzelten ist in Spanien grundsätzlich verboten. Das wird aber vor allem an den Küsten und in den touristischen Gegenden kontrolliert und bestraft. Wer einfach läuft, bis es dunkel wird und dann sein Zelt aufstellt, hat damit keine Probleme. Selbst wenn man von der lokalen Bevölkerung entdeckt würde, ist das vermutlich kaum ein Problem. Man könnte in den Orten fragen, ob man irgendwo zelten kann, aber ich empfand das nicht als sichere Option.

Ich habe selten lange nach einem Campingspot gesucht. Sobald es dunkel wird, kann man praktisch wenige Meter neben dem Trail zelten. Mich hat nie jemand gesehen und – habe ich am frühen Morgen jemanden angetroffen – auch nie jemand darauf angesprochen. Es hilft natürlich, wenn man sich auf Spanisch ein bisschen ausdrücken kann.

Einige Nächte verbrachte ich auf Zeltplätzen, die Nacht kostet in der Regel unter 20 Euro, es gibt Duschen, meistens ein Restaurant und einen kleinen Laden.

Ich habe mich in Spanien zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt. Als Herausforderungen habe ich die Prozessionsspinner-Raupen empfunden, die im Frühling aneinander gereiht über den Boden kriechen. Bei Stress schiessen sie Nesselhaare ab (wie Brennnesseln), die extreme Allergiereaktionen auslösen können. Sie waren vor allem in Katalonien ein Problem. Einmal setzte ich mich beim Pinkeln im Dunkeln über ein Nest von ihnen und sie schossen ihre Haare in meine Oberschenkel. Das hat tagelang gejuckt, vor allem nachts wegen der Leggins.

Einmal las ich im trockenen Laub Flöhe auf – das kommt allerding sehr selten vor. Auch die haben – vor allem nachts – sehr gejuckt. «Saniert» habe ich, indem ich mehrmals hintereinander alles gewaschen habe, was ich konnte.

Die Menschen habe ich als freundlich und offen erlebt. Sie waren sehr erleichtert, dass ich genug Spanisch sprach, damit sie nicht Englisch sprechen mussten. Sie sprachen langsam mit mir oder holten mich auch mal ins Hinterzimmer, damit ich mir die Kuchen ansehen konnte, weil ich nicht verstand, was es alles gab.

Es hilft auf jeden Fall, wenn man sich ein bisschen auf Spanisch ausdrücken kann. Meine Sprachkenntnisse waren beschränkt, allerdings lernte ich mit jeder Konversation dazu. Auf dem Handy führte ich eine Liste mit den Wörtern, die ich lernte, d.h., die ich in der letzten Konversation gebraucht hätte. Auf Google Translator hatte ich Spanisch und Katalonisch heruntergeladen. Das half, wenn ich ganze Sätze benötigte oder wenn ich an Schilder gelangte, die ich nicht verstand. Einmal verwendete ich die Spanischübersetzung statt Katalonisch und war erstaunt, wie gross der Unterschied im Inhalt sein kann.

Die besten Jahreszeiten für den GR1 sind vermutlich Frühling und Herbst. Im Winter dürfte es viel Regen und bisweilen Schnee geben, viele Unterkünfte sind geschlossen und Resupply Möglichkeiten vielleicht auch. Im Sommer dürfte es schlicht zu heiss sein und die Wasserproblematik damit verstärkt.

Start am Mittelmeer: Ich verbrachte zwei Nächte in L’Escala (Bus ab Girona )und startete meinen Trail dort. Der Startpunkt in Empúries liegt etwa 2 Kilometer nördlich. L’Escala bietet mehrere grosse Supermärkte, Unterkünfte, Restaurants am Meer etc.

Endpunkt auf dem Puerto de Tarna: Ich konnte keine gute Möglichkeit finden, vom Puerto de Tarna wegzukommen. Und da es von dort ans Meer nur noch ca. 70 Kilometer sind, war für mich klar, dass ich nicht nur den GR1 laufen, sondern das Land Spanien thruhiken würde. Ich endete in Ribadesella, von wo ich mit dem Bus nach Bilbao fuhr.

Unterwegs kommt man ab und zu in grössere Ortschaften, von denen aus es öffentliche Bus- oder Zugverbindungen gibt. Ich verliess den Trail in Gironella (Bus nach Vic) und Ager (Zug nach Lleida; Achtung, das Städtchen selbst hat nur einen Busbahnhof, die Zugstation liegt 8km südlich). Miranda de Ebro umgeht der Trail, aber ich lief von Osten her in die Stadt hinein, machte dort einen Ruhetag und lief dann wieder aus der Stadt hinaus und traf im Norden wieder auf den Trail.

Oft wäre es jedoch sicher möglich, jemanden zu bitten, einen irgendwo hinzufahren (Entgelt anbieten oder vorher verhandeln). Manchmal gibt es Taxis (der Reiseführer-Autor John Hayes hat Informationen dazu). Es gibt in Spanien sehr viele verschiedene Bus-Anbieter, das macht es manchmal schwierig, sich zurechtzufinden.

Für den GR1 hatte ich eine Liste mit den Etappen, Kilometern, der verfügbaren Infrastruktur in den verschiedenen Orten sowie z. B. Öffnungszeiten von Supermärkten erstellt. Damit plante ich jeweils bis zur nächsten Resupply Möglichkeit, so dass ich wusste, wie viel Essen ich einkaufen und mittragen muss.

Ich stelle meine Listen hier zur Verfügung, jedoch sind es Notizen aus dem Jahr 2023, die vielleicht nicht mehr aktuell sind. Die Etappen beziehen sich auf Hayes’ Wanderführer, die Informationen zum Trail stammen auch von ihm.

 

Berichte vom GR1

In regelmässigen Abständen habe ich meinen Lieben vom GR1 berichtet. Wie ich die Landschaft und Menschen erlebte, wie mich der Trail herausforderte und welche Gedanken ich davon nach Hause schickte, kannst du hier lesen.

Weiterführende Links

John Hayes

  • Reiseführer "GR1: Spain's Sendero Histórico (Cicerone, 2015) (Englisch) Ich habe den Führer nützlich, aber nicht herausragend gefunden. Der Autor übernachtet immer in Unterkünften, also gibt es dazu Informationen, aber keine zu Supermärkten oder Zeltplätzen (oder überhaupt zum Thema Zelten). Ausserdem nehme ich ihm übel, dass er zwischen Reinosa und Corconte 20 km einfach auslässt. Dafür gibt es keinen Beschrieb und sie sind in seinen Gesamtkilometern nicht eingerechnet. Ich folgte dort einem lokalen weiss-gelb markierten Weg, aber es war sehr mühselig (überwachsen, kaum markiert), so dass ich mich teilweise für einen Roadwalk entschied. Ausserdem ist der Führer schon einige Jahre her - aber 2022/2023, als ich den GR1 vorbereitete, gab es nicht viel anderes (bis auf die Blogs und Infos unten).

  • Updates zum Reiseführer (Englisch)

  • GR1: a review (Englisch)

  • GR1 (Englisch)

 

Blogs

  • Always further from where I was / Tarjei Naess Skrede (Englisch): Der norwegische Autor ist von West nach Ost gelaufen (wie der Reiseführer verläuft) und beschreibt jeden Tag. Aus diesem Blog habe ich insbesondere zwei Varianten übernommen, die im Routenguide zu finden sind (siehe Akkordeon oben).

  • Wild Pilgrims (Englisch): Das englische Paar wanderte von Ost nach West (wie ich) und beschreibt den Trail wochenweise. 

 

Diverse Informationen