Der "Sentiero Balcone Mediterraneo" führt über 130 km durchs ligurische Hinterland. Er beginnt an der Küste bei der französisch-italienischen Grenze, verläuft über alte gepflasterte Wege und single trails über mehrere Hügel und endet in Cervo wiederum am Meer. Dabei durchquert man Olivenhaine, Kastanienwälder und Weidegebiete, kommt an Ruinen vorbei und bekommt einen Eindruck, wie viel Zeit Menschen hier in ihren Lebensraum investiert haben. Informationen zum Trail findest du zuunterst.

 

Informationen zum Trail und ein kurzes Fazit findest du zuunterst.

Tag 1: Den Trail gibts wirklich!

An der französischen Grenze stehen schwarze Menschen mit wenig Gepäck, weisse Menschen mit Wasserflaschen verteilen Bustickets. Ich gehe einige hundert Meter zurück nach Italien und sehe bei einer Treppe, die steil hinaufführt, die erste Markierung. Erleichterung flutet mich: Ich habe kaum Informationen zu dem Trail gefunden - eigentlich nur ein Track auf meiner Navigationsapp Osmand. Es scheint den Trail also auch in der Wirklichkeit zu geben. Ein schmaler gewundener Pfad führt durch Terrassen mit Zitronen, Kiwi, Kakteen, kleinen Gewächshäusern mit Erdbeeren.

An eine Mauer hat jemand gesprayt: France ->, in einer Ruine liegt ein geöffneter Kofer. Ich denke daran, wie Christina Ragettli in ihrem Buch über die Via Alpina erzählt, dass an der italienisch-slowenischen Grenze nachts selbsternannte Flüchtlingsjähger nach Menschen suchen. Ich gehe schneller, will aus dem Grenzgebiet wegkommen.

Auf 550m tauche ich in den Hochnebel ein. Der single trail zwischen Steineichen und Rosmarinbüschen ist wundervoll, der Rest der Welt hinter einer weissen Wand verschwunden. Nach dem Passo del Cordellino stehen die Büsche so nah am Wegrand, dass ich mich durchdrängen muss. Ich bleibe an Brombeerranken hängen, das Tempo sinkt drastisch. Dafür sehe ich nun wieder etwas. Ich schlage mich über einen weiteren verwachsenen Pfad und über einen nassen Abschnitt - ein Wasserrohr ist kaputt und überschwemmt alles - auf eine Strasse. Steil geht es bergab. Das Dorf besteht aus zusammengemauerten Häusern, von der steilen gepflasterten Strasse gehen Pfade und Treppen ab, führen über Terrassen, unter Torbögen hindurch. 

Markierungen sind unzuverlässig und ein qualitativ guter Wegweiser sagt nichts über den Zustand des Trails dahinter aus. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang verlasse ich das Dorf Torri über eine Brücke. Nicht alle Holzbalken, aus denen sie gefertigt ist, ragen 10cm über den Stahlträger hinaus. Manche auch nur drei. Laufen, nicht nachdenken. Als ich aufatmend auf den festen Boden trete merke ich, dass mich ein Mann aus einem Hundezwinger heraus beobachtet. Ich grinse ihn ertappt an, er grüsst - und die Hunde geben an. Rasch steige ich bergan, ich muss einen Platz finden. Im letzten Licht räume ich Steine von einer nur gerade 220x70cm breiten Fläche direkt oberhalb des Weges, stelle auf, koche Wasser und ziehe mich ins Zelt zurück. Die Mücken bleiben draussen.

Tag 2: Das Körpergedächtnis trägt mich durch die letzten Kilometer

Ein paar Kilometer road walk führen mich nach Airole. Im kleinen Lebensmittelladen an der Piazza decke ich mich mit Gemüse und Wasser ein. Dann sitze ich mit einem Stück Gebäck im Schatten. Einheimische kommen vorbei, setzen sich vor die Bar, plauern. Ich gehöre nicht dazu und habe doch meinen Platz: die durchziehende Fremde.

Dann steil hoch. Reste von Hausmauern und Stützmauern lassen mich über die Menschen nachdenken,die sie gebaut haben. Was für eine Arbeit in dem steilen Gelände!

Nach dem Pass gelange ich auf eine alte gepflasterte Strasse, dann auf einen steilen single trail. Aquadolce mit seiner markanten Brücke sehe ich weit unten im Tal.

In den engen Gassen kommen mir Menschen entgegen, die Fotos machen. An der Piazza lädt ein deutscher Reisebus ältere Leute aus. Aber die Saison geht zu Ende. Ich gehe weiter, über die Brücke, auf den nächsten Hügel. Der trail führt über den Kreuzweg, kein Wunder ist es so anstrengend. Bin zu müde für Podcast und lege Musik ein. Die Swing- und Salsarhythmen verschaffen meinen Füssen neue Energie. Aber es ist mehr das Körpergedächtnis, das mich jetzt trägt: Die Füsse schreien, aber wissen, dass sie trotzdem weiterlaufen können. Beim Wasser laden verliere ich die Sonnencreme und merke es erst einige hundert Meter später. Zurückgehen will ich nicht und hoffe auf Ersatz im nächsten Dorf.

Es werden 26km und 1700hm hoch und die letzten Kilometer stolpere ich nur noch durch einen Kastanienwald. Irgendwo muss es doch ein Plätzchen geben für mich. Es dunkelt schon, als ich direkt auf dem Weg aufstelle. Es ist nicht der Haupttrail, sondern eine wenige Meter daneben durch die Felsen verlaufende Variante. Zwischen den Büschen sehe ich die Küste mit ihren Lichtern. Ein hartnäckiger Wind geht und ich koche Wasser, bevor ich mich ins Innenzelt verziehe. Der Tag war zu lang für dieses Gelände. Gesättigt, umgezogen und unter dem warmen Quilt überschlage ich, wie es mit kürzeren Etappen aufgeht. Sieht gut aus – nur die Übernachtungen hier im Hinterland sind überraschend teuer. Naja, denke ich, dann gibt’s halt keine Dusche, bis ich zurück am Meer bin nächste Woche.

Tag 3: Der Regen nässt und nässt

Regen fällt seit Stunden auf mein Zelt. Ich stelle den Wecker um und drehe mich noch einmal. Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich jemand bei dem Wetter hier rauf verirrt. Zum Glück fällt mir ein, dass ich das Dorf in etwa 10km noch nicht bezüglich Übernachtungen gecheckt hatte. Bingo, es gibt was und so schaue ich viel optimistischer in den Regentag. Ich habe nämlich die stupid light Regenjacke gepackt und werde ziemlich nass werden.

Erstmal 450m durch den Kastanienwald hoch. Ich weiche den weit in den Weg hängenden klatschnassen Büschen und den sich zwischen den Steinen breitmachenden Rinnsalen so gut wie möglich aus. Die anderen Hügel sind nur als Schemen erkennbar, Stufen von grau. Nach anderthalb Stunden taucht wie eine Fata Morgana ein Unterstand auf. Schief, aber stabil, Bank, Tisch, kaum Vogelkot. Erleichtert hole ich meinen Kocher hervor und frühstücke.

Da ich erst um 14h einchecken kann, habe ich genug Zeit. Danach regnet es so richtig. Ich ignoriere die Rinnsale dem Nacken entlang, den Rücken runter in die Hose. Schritt um Schritt.

Auf dem Pass einige Ruinen, noch ganze Häuser, nicht so alt. Eines noch unverputzt, viele Fenster mit Balkonen. Es ist zu verkaufen.

Der Abstieg führt hauptsächlich über eine Weide, der Weg immer wieder durch tiefe Gräben zwischen nassem Gebüsch. Da ich das Handy lieber in der Tasche lasse, muss ich den Markierungen folgen und meine Kleidung saugt auf, was sie kann. Mein Kopf beschäftigt sich derweil mit der warmen Dusche.

Etwas nach halb zwei erreiche ich Ceriana und verwende das restliche Trinkwasser zum Reinigen meiner Schuhe. Bald stehe ich unter der Dusche und kann sie kaum abstellen. Dann erstmal ins Bett und Heartstopper Saison 3 schauen. Wie in Spanien ist auch dieses Zimmer kalt und mit Plattenbogen. Also föhne ich den Rest des Tages meine Kleidung, damit sie morgen wieder trocken ist…

Tag 4: Dove vai, bella? Around, around!

Erstmal muss ich das Zimmer reinigen, ich habe so viel Wald mit hineingebracht. Draussen zaghafte Sonne, kühl.Ich verlaufe mich in den engen Gassen und störe drei Männer beim Zementsäcke abladen. Der Lieferwagen hat drei Räder – breitere Fahrzeuge tun sich schwer in den schmalen Strässchen. Auf der anderen Seite des Bachs geht es, ja, steil hoch. Bald wird es schwül und über dem Hügel braut sich etwas zusammen. Als es leicht zu regnen beginnt, montiere ich den Müllsack aus dem Hotel wie einen Poncho zwischen Rucksack und Kopf. Aber zum Glück hört es bald wieder auf.

Heute gibt es immer mal wieder Abschnitte mit Dornen, die Arme und Beine zerkratzen. Einmal weiche ich auf die Strasse auf, weil es bei der Markierung kein Durchkommen gibt. Unvermittelt lande ich in einem Olivenhain, der Weg gepflegt und gut, danach wieder ein verunkrautetes und stacheliges Zwischenstück zu einer Strasse. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Menschen noch hier wohnen und arbeiten und das Land nutzen. Denn abgesehen von den Dornen sind die Wege sehr schön, single trail hoch oben der Talflanke entlang.

In Badalucco frage ich in der Bar nach etwas zu essen. Piadina oder Pannini, fragt der Barmann und wir verhandeln über den Inhalt.

Um vier macht der Laden auf, Resupply. Dann eine neue Sonnencreme in der Apotheke. Im Laden gab es nur Schutzfaktor 10 (das war normal, als ich ein Kind war).

Der Weg verläut über treppenartige, gemauerte Ortsverbindungsstrassen, danach durch einen Kastanienwald. Kurz vor Sonnenuntergang kommt mir ein Mann entgegen. Dove vai, bella? Als ich nicht gleich antworte: Where you going at this time? Die unliebsamste Frage zu diesem Zeitpunkt, aber mein Nervensystem bleibt ruhig. Ich mache eine unbestimmte Handbewegung den Berg hinauf. Ah, around, around, sagt er. Genau, denke ich, roam freely, around, around.

Wenig später nehme ich eine falsche Abzweigung und lande bei einem Wasserreservoir in einer Sackgasse. Etwas oberhalb davon im Wald erahnt mein mittlerweile geübtes Auge jedoch eine Terrasse. Tatsächlich! Eben und gross genug für etwa drei Zelte. Bald ist es stockdunkel und irgendwo bellt ein Reh.

Tag 5: Die Menschen haben das Land lebbar gemacht

Als es hell genug ist, um ohne Stirnlampe zu gehen, steige ich weglos durch den Wald auf. Oben zeigt sich schon das Sonnenlicht an den gegenüberliegenden Hängen. Über Viehpfade suche ich mir einen Weg zurück zum Trail. Der verläuft hier auf einer betonierten Strasse, denn neben den vielen Ruinen sind einzelne Häuser schön hergerichtet und bewohnt. Anschliessend gepflasterter Weg, Dornen, aber ich entferne nicht mehr vorsichtig jedes Häkchen oder weiche umständlich aus, sondern ziehe auch mal «freundlich, aber klar» durch. Und schimpfe, wenns wehtut. Hiken als Performanz.

Der Hang über mir ist nicht verbuscht und erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass er komplett mit kleinen Mauern übersät ist: Menschen haben hier eine ganze Bergseite befestigt. Mit grösster Wahrscheinlichkeit bliebt man früher in der Gegend, in der man geboren war. Woanders hingehen war schwierig. Also musste man sich die Umgebung lebbar und urbar machen. Ich vermute, dass die Leute im Winter in den engen Städtchen wohnten und die Sommer hier in den Bergen verbrachten, Vieh hielten, Berge befestigten, Mauern bauten.

Auf dem Pass strahlt mich die Sonne an. Für den Kaffee gehe ich etwas weiter, weil oben zwei Geländewagen stehen und ich nicht allzu weit weg Glocken höre. Bevor ich mich niederlasse zum Frühstück und den halben Rucksack auspacke, will ich mir einen Überblick verschaffen.

Die Rinder in schönen Grauschattierungen sind hoch oben am Berg. Ich finde eine winzige gemauerte Hütte mit einem Stapel flacher Steine daneben – als Sitz. Die Sonne gleisst auf dem Meer, in den Tälern liegt Rauch – irgendetwas verbrennen sie hier immer.

Weiter geht’s durchs Weidegebiet. An einem Baum ist ein verblichenes Plakat befestigt: Warnung vor Herdenschutzhunden und Verhalten ihnen gegenüber.

Nach einem weiteren Abstieg in ein Dorf und Aufstieg auf den nächsten Hügel finde ich ein Plätzchen in einem Olivenhain, ganz zuhinterst auf der zweiten Terrasse, hinter einem kümmerlichen Baum am Waldrand.

Tag 6: Ein epischer Spot pro Tour muss sein!

Bei Sonnenaufgang bin ich auf der Strasse. Zwar ich Sonntag und ich vermute nicht, dass da jemand so früh oder überhaupt in den Olivenhainen arbeitet. Weit gefehlt: Der Lärm von Fadenmähern kommt überall her!

Runter ins Tal, etwas unentschlossen im Dorf herumlaufen, Lust auf Kaffee. Tatsächlich hat etwas offen, es gibt ein Stück Focaccia, einige Snacks für später und einen Milchkaffee in der Espressotasse. Später lerne ich, man muss Cappuccino bestellten, um mehr als einen Mund voll Kaffee zu kriegen.

Aufstieg ins Weidegebiet, hoch oben glöckeln Tiere, ich sehe ein massives Gipfelkreuz. Schritt und Schritt hoch und ich erwische den Gedanken: Es ist gut, dass die Tour bald rum ist. Diese ewigen steilen Hügel hoch und runter – ich habs langsam gesehen.

Der Herde bunter Kühe kann ich gut ausweichen. Auf dem Grat zieht es, der Wind treibt Nebelschwaden vom Meer in die Hügel. Beim Gipfelkreuz ist die Aussicht verschwunden, die Madonna schaut über ihre gefalteten Hände ins Weiss. Der Trail folgt der Hügelkette ans Meer, es geht hoch auf mehrere Gipfel, zwischendurch kommt die Sonne hervor, begleitet von einem kühlen Wind. Ich sehe die Hügel, über die ich gekommen bin. Das Meer in der Ferne überrascht mich mit seiner unnatürlich wirkenden perfekten Linie.

Irgendwann ist der letzte Gipfel erreicht und es geht stetig leicht runter, durch Eichenwälder und verbuschte Weiden führt mich der single trail. Ich bin allein, im Tal gehen die Lichter an. Als der Jakobsweg den Trail kreuzt, suche ich mir ein Plätzchen. Ein epischer Spot pro Tour muss sein und so stelle ich in einem Beet aus Thymian auf, mit Sicht aufs Meer und auf die Stadt Andora unter mir. Johlen von der hellgrün erleuchteten Rasenfläche, Hupen und als Hintergrund die Autobahn, die praktisch nur auf Brücken und in Tunneln verläuft und die mich während der Wanderung begleitete. Sah man aufs Meer, sah man die Autobahn.

Tag 7: Zurück zum Meer

Im Halbschlaf empfand ich das Geräusch des leichten Nieselns als angenehm ohne mir bewusst zu werden, dass ja eine Zeltseite offenstand, damit ich in den Himmel und auf die Lichter der Stadt gucken konnte. Also wird’s bissl nass, aber heute ist ja der letzte Tag, also ist das egal.

Heute habe ich ständig einen Blick auf der Wetterapp, denn ich möchte möglichst ohne Regen ans Meer gelangen. Nass werde ich natürlich trotzdem: Gras und Büsche hängen voller Tropfen, die sie an mir abstreifen. Der Sentiero balcone endet in einigen Kilometern in Cervo am Meer. Ich wechsle jedoch auf den Jakobsweg und steige auf die andere Bergseite ab und laufe über einen weiteren, allerdings sehr niedrigen Hügel, nach Laigueglia. Hier gibt es mehr Infrastruktur.

Der Abstieg geht nur langsam voran, die nassen Steine sind rutschig, es ist steil. Die Schuhe werden nochmal so richtig eingesaut und als ich Teer betrete, muss ich die erstmal sauber genug bekommen, damit ich in den Supermarkt kann. Was habe ich mir ausgemalt, wie ich schlemmen würde – dann irre ich in den Gängen umher und weiss nicht, was nehmen.

Das Meer rollt in erstaunlich kraftvollen Wellen an den Strand. Liegestühle in Reih und Glied, auf die sich jetzt niemand mehr legen möchte. Die Möwen spazieren herum, als wollten sie sagen: Das nächste halbe Jahr gehört der Strand uns. In einer Bar finde ich einen Cappuccino und trinke ihn langsam, umgeben von älteren Männern, die Zeitung lesen und zwei Frauen, die ihren caffè an der Theke trinken – dann kostet er unter einem Euro. Das Kind der Barfrau quengelt und die Gäste unterhalten es. Um zwölf kann ich einchecken, dusche erstmal und wasche einige Kleidungsstücke. Dann sitze ich auf dem Bett und schaue zu, wie es den ganzen Nachmittag regnet.

Informationen zum Trail

Der Sentiero Balcone Mediterraneo führt durchs Hinterland der ligurischen Küste, quer zu den Hügeln, daher stammen auch die über 7000 Höhenmeter auf rund 130 Kilometern.

Von der Oberfläche her sind es Transhumanzwege und alte Dorfverbindungen, oft gepflastert oder single trail, Zustiege zu Olivenhainen, Waldwege. Der Zustand ist unterschiedlich, wenige Abschnitte sind zugewachsen, man kommt aber gut darum herum. Die Auf- und Abstiege sind knackig.

Im Prinzip läuft man die ganze Zeit auf einen Hügel hoch, drüben runter, durchquert ein Dorf, manchmal folgt man dem Tal ein Stück, manchmal geht es direkt wieder hoch.

In dem mediterran-trockenen Gebiet und den vielen Steinmauern und Ruinen kann es Schlangen haben. In Weidegebieten kann man Herdenschutzhunden begegnen (gab es aber im Oktober keine). Hie und da hat es Pferde oder Mutterkühe auf den Weiden, aber die Tiere waren immer sehr scheu und sind weggegangen, wenn ich kam.

Die Flaschen kann man jeweils in den Orten füllen. Entweder gibt es öffentliche Wasserhähne oder man findet einen Laden oder eine Bar. Ab und zu kommt man an kleinen Bächen oder Flüsschen vorbei, aber es ist eigentlich nicht nötig, dort aufzufüllen. Ob man der Wasserqualität der Hähne traut, muss man selbst entscheiden. Ich habe das Wasser in der Regel behandelt.

In den Ortschaften findet man Bars und manchmal kleine Läden. Ich konnte praktisch jeden Tag etwas einkaufen, obwohl ich bei der Recherche nicht alle Läden gefunden habe. Mindestens einer tauchte überraschend auf. 

Apotheken gibt es ebenfalls häufig. Achtung: Geschäfte sind oft zwischen ca. 1230 und ca. 1600 geschlossen.

Ich war überrascht, dass die Unterkünfte im Hinterland meistens an die 100 Euro pro Nacht kosteten. Einzig in Ceriana fand ich ein Zimmer für 40 Euro. Man kann den Trail sicher komplett mit Unterkünften gehen - das bedingt aber vorausschauendes Buchen. Allenfalls kann man sicher die Betreiber auch fragen, ob sie einen irgendwo holen.

Der Trail ist nicht konsequent markiert. Manchmal rot-weiss, manchmal konnte ich gelben Zeichen folgen oder den "Sentiero Liguria"-Plaketten. Aus meiner Sicht ist eine App unerlässlich, denn die Markierungen sind zu wenig häufig. Eine App hilft auch, Umwege zu finden, wenn Abschnitte zugewachsen sind. Das war jedoch nur zweimal der Fall. Auch in den wenig übersichtlichen Weidegebieten hilft es, wenn man den eigenen Standort in Relation zu einem Track sieht.

Dafür dass das Gelände so steil war, habe ich überraschend jeden Abend einen topfebenen Platz gefunden. Dabei hilft es aber, früh genug danach Ausschau zu halten. Manchmal wurde ich überrascht, da es im Oktober doch schon um halb acht dunkel wurde. Olivenhaine bieten sich an, da sie terrassiert sind, allerdings sind sie offensichtlich Privatgelände und manchmal eingezäunt. Ausserhalb der Orte habe ich kaum Menschen gesehen; am ersten und zweiten Tag je einen Wanderer, am letzten Tag ein Paar mit Mountainbikes und eine Soldatin mit Hund.

Mein Italienisch ist praktisch nicht existent und ständig funkten mir spanische Worte dazwischen. Im Rückblick wäre es besser gewesen, sich die wichtigsten Sätze und Wörter vor der Reise zu merken. Mit Google translate sowie Handzeichen kommt man aber gut zurecht. Manchmal haben die Menschen auch Englisch geredet.

Ich war in der ersten Oktoberhälfte auf dem Trail. Das ist Ende der Tourismussaison, aber etliche Unterkünfte (gerade an der Küche) haben noch geöffnet. Gleichzeitig ist nicht mehr viel los, es ist noch warm, aber nicht mehr heiss. Vermutlich lässt sich der Trail auch im Frühling gut wandern.

Von Ventimiglia fährt ein Bus an die französische Grenze. Von Endpunkt Cervo fand ich keinen öffentlichen Verkehr und entschloss mich deshalb, nach Andora abzusteigen. Dort gibt es Zug und Bus. Ich lief weiter nach Laigueglia, von wo der Zug nach Genua fährt.

Für den Trail habe ich für mich einen Routenguide mit Informationen zu Einkaufsmöglichkeiten angefertigt. Diesen kannst du als Grundlage für deine eigene Vorbereitung nutzen, aber es gibt keine Gewähr, ob meine Informationen noch stimmen.

Fazit

Für mich war der Trail das perfekte Herbstabenteuer. Die Temperaturen sind mild, die Sicht immer mal wieder aufs Meer, der Trail mit den Höhenmetern anspruchsvoll, aber mit den vielen single trails sehr zufriedenstellend. Infrastruktur (Wasser, Resupply) sehr komfortabel. Ich habe überraschend immer ebene Plätze gefunden zum Schlafen. Da es aber kein Premiumwanderweg ist, muss man Trittsicherheit und etwas Abenteuerlust mitbringen.